17.12.2020
Die Schweiz bekommt neue Stromzähler. Das Gesetz verpflichtet alle Netzbetreiber, ihre Kundinnen und Kunden mit sogenannten Smart Metern auszurüsten. Experte Tony Bürge erklärt, was das bedeutet.
Bilder: Stefan Weber, In Flagranti
Bis Ende 2027 sollen 80 % der konventionellen Stromzähler durch Smart Meter ersetzt werden. Das hat die Schweiz mit der Energiestrategie 2050 beschlossen. Smart Meter sind intelligente Stromzähler mit Fernauslesung. Viertelstündlich speichern sie Verbrauchsdaten und senden diese täglich an den Netzbetreiber. Auch die ESAG beginnt die Planungen zur flächendeckenden Installation von Smart Metern. Alle 11 000 Messpunkte im Stromnetz sollen mit Smart Metern ersetzt werden – eine grosse Herausforderung, aber auch eine enorme Chance.
Solche konventionellen Stromzähler werden schon bald durch Smart Meter ersetzt.
«Es ist mehr als ein Zähleraustausch. Das geht ganz tief ins Herz eines Energieversorgers», sagt Tony Bürge. Bürge ist Geschäftsführer der Technischen Betriebe Glarus Nord (TBGN), die seit 2017 Smart Meter kontinuierlich und flächendeckend einbauen. «Ein Smart Meter liefert genauere Verbrauchsdaten. So lernen wir unser Stromnetz viel besser kennen und wissen exakt, wann und wie die Leitungen belastet sind.»
Smart Meter helfen dem Netzbetreiber nicht nur beim Lastmanagement, sondern auch bei der Investitionsplanung. Wird beispielsweise eine neue Photovoltaikanlage ans Netz genommen, lässt sich im Vorhinein genau bestimmen, ob die bestehenden Leitungen ausreichen.
Einfach ist der Roll-out der neuen Technologie allerdings nicht. «Wir haben jetzt viel mehr Daten, mit denen wir umgehen müssen», sagt Tony Bürge. Um diese optimal zu verarbeiten und zu nutzen, braucht es Netzwerklösungen, die alle Systeme verbinden und gleichzeitig hohe Datensicherheit gewährleisten. Tony Bürge erklärt: «Wir haben viele unserer Prozesse digitalisiert.»
Smart Metern ist in im Versorgungsgebiet der ESAG erst in der Planung.
Davon profitieren auch die Kunden. «Smart Meter bieten mehr Sicherheit und Genauigkeit in den verrechneten Daten», sagt Bürge. Die Kunden der TBGN erhalten jetzt jedes Quartal eine Stromrechnung mit echten Messdaten und exakten Auswertungen. Einen Termin zum Stromablesen braucht es nicht mehr. «Unsere Kunden freut das», sagt Bürge. «Wer sich für das Thema Energie interessiert, kann dank des Smart Meters den eigenen Verbrauch viel besser kennenlernen.» Er selbst hat so festgestellt, dass seine Geräte zu Hause im Stand-by-Modus 40 Watt verbrauchen.
Vor allem in Verbindung mit Gebäudeautomationen bieten Smart Meter dem Verbraucher ganz neue Möglichkeiten. So kann eigener Strom besser genutzt, können Geräte effizienter gesteuert werden. Bis zu 5 % Stromkosten lassen sich mit einem Smart Meter zu Hause einsparen, hat das Bundesamt für Energie berechnet. Strom effizienter nutzen, das ist das Hauptziel der neuen Technologie. Tony Bürge hat noch einen anderen Traum für die Zukunft: «Meine Vision ist ein digitales Energiemanagement, in dem der Kunde selbstbestimmt Produkte auswählen kann, und beim Energieversorger laufen dann alle Prozesse automatisch ab.»
Der Ausbau im Versorgungsgebiet der ESAG startet voraussichtlich in 2022 und kann mehrere Jahre dauern.
Die Energiestrategie 2050 ist eine riesige Herausforderung für das Stromnetz. Das zeigt unsere Artikel-Serie zum Smart Grid. Das intelligente Stromnetz muss künftig Lasten aus erneuerbaren Energiequellen flexibel verteilen und die Spannung im Verteilernetz halten. Dabei helfen ihm die Smart Meter (1) . Die intelligenten Messsysteme sorgen nicht nur im Haushalt für eine effizientere Energieverteilung, sondern liefern auch wichtige Daten für das Smart Grid (2) . So kann der Energieversorger das Stromsystem optimieren, was der Umwelt und den Kunden zugutekommt.
Mit dem Ziel der Energiestrategie 2050, den Ausstoss von CO2 auf null zu senken, muss das Stromnetz leistungsfähiger werden. In einer Serie beleuchten wir dieses Jahr die zentralen Aspekte dieser Entwicklung.
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