11.12.2024
Ein Erdbeben in Japan, ein neuer Windpark in der Nordsee und steigende CO₂-Preise: Internationale Ereignisse wirken sich direkt auf die Schweizer Strompreise aus. In diesem Artikel beleuchten wir die entscheidenden Faktoren hinter den Schwankungen der Energiepreise und zeigen, wie die Schweiz trotz dieser Einflüsse eine konstante Stromversorgung gewährleistet.
Wie weitreichend internationale Ereignisse den Schweizer Energiemarkt beeinflussen können, zeigt das Beispiel Fukushima im Jahr 2011: Ein Erdbeben mit der Stärke 9 löste damals in Japan einen verheerenden Tsunami aus, der das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi schwer beschädigte und weltweit für ein Umdenken in der Energiepolitik sorgte.
In der Schweiz führte das Ereignis zur Entscheidung, keine neuen Kernkraftwerke mehr zu bauen und langfristig aus der Kernenergie auszusteigen.
Doch es sind nicht nur grosse Katastrophen wie Fukushima, die die Strompreise beeinflussen. Auch weniger dramatische Ereignisse – wie ein besonders kalter Winter oder Produktionsausfälle in Nachbarländern – wirken sich spürbar auf die Preisgestaltung aus.
Denn die Schweiz ist stark in den europäischen Strommarkt eingebunden und auf Importe angewiesen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. So entsteht ein vielschichtiges Geflecht an Faktoren, die die Preise hierzulande prägen.
Hier eine detaillierte Übersicht der wichtigsten Faktoren:
Unser Strompreis wird an der Strombörse über die sogenannte Merit-Order gebildet, um einen einheitlichen Strompreis zu erzielen. Dieses Prinzip beschreibt die Reihenfolge, in der Kraftwerke zur Deckung des Strombedarfs herangezogen werden.
Das teuerste Kraftwerk, das zur Deckung der Nachfrage benötigt wird, bestimmt den Marktpreis für Strom. Wenn also in einem Nachbarland teure fossile Brennstoffe zur Stromerzeugung verwendet werden müssen, kann dies auch die Preise in der Schweiz erhöhen, da sie auf den gleichen Markt angewiesen ist.
Wie in jedem Markt beeinflussen Angebot und Nachfrage die Preisgestaltung. Ein plötzlicher Anstieg der Nachfrage, etwa durch extreme Wetterbedingungen (z. B. eine Kältewelle im Winter), kann zu einer Verknappung des Stromangebots führen.
Wartungsarbeiten an Kraftwerken oder Störungen können ebenfalls das Angebot reduzieren. Diese Faktoren können dazu führen, dass die Preise steigen, wenn die Nachfrage das verfügbare Angebot übersteigt.
Die EU hat einen Emissionshandel eingerichtet, bei dem CO2-Zertifikate gehandelt werden. Steigende CO2-Preise bedeuten höhere Produktionskosten für fossile Kraftwerke, die sich dann in den Strompreisen niederschlagen.
Da die Schweiz stark vom europäischen Strommarkt abhängig ist, haben diese Kosten auch direkte Auswirkungen auf die hiesigen Preise.
Der Ausbau von erneuerbaren Energiequellen wie Wind- und Solarenergie kann langfristig dazu beitragen, die Preise zu senken. Wenn mehr grüner Strom produziert wird, sinkt die Abhängigkeit von teuren fossilen Brennstoffen, und das Angebot an Strom steigt.
Diese Veränderung kann dazu führen, dass die Preise stabiler und potenziell niedriger werden.
Politische Spannungen oder Konflikte in ölproduzierenden Regionen können die globalen Energiepreise beeinflussen und bis in die Schweiz Preissteigerungen auslösen.
Ereignisse wie Handelskonflikte, Sanktionen oder geopolitische Unsicherheiten können die Verfügbarkeit von Energie und damit die Preise auf dem Schweizer Markt beeinflussen.
Um trotz dieser Schwankungen und Abhängigkeiten eine konstante Versorgung zu gewährleisten, hat die Schweiz Strategien entwickelt. Renato Mantese, CMO der ESAG, klärt auf: «Eine dieser Strategien ist die breite Mischung an Energiequellen: Wasserkraft, Kernenergie sowie Solar- und Windenergie helfen, die Abhängigkeit von einer einzelnen Quelle zu reduzieren.»
Um mögliche Engpässe im Winter auszugleichen, plant der Bund zudem eine Wasserkraftreserve. «Der Ausbau erneuerbarer Energien soll die Importe verringern, und durch mehr Energieeffizienz wird der Gesamtverbrauch gesenkt», ergänzt Renato Mantese.
Eine clevere Strategie, die uns zumindest ein wenig wappnet für die nächsten historischen Ereignisse.
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