14.07.2023
Wasser ist kostbares Gut. Die Abwasserreinigungsanlage ARA Lyss-Limpachtal versucht daher, jeden Tropfen dieses «Blauen Goldes» zu reinigen. Wir haben bei einem Besuch nachgefragt: Was sind die Herausforderungen in der Abwasserreinigung? Und wie können wir unser Wasser besser schützen?
Das Bewusstsein, dass jede natürliche Ressource begrenzt ist, nimmt zu. Die Nationale Grundwasserbeobachtung (NAQUA) bestätigt: Auch Wasser stellt dabei keine Ausnahme dar. Ihre Analysen zeigen, dass das Grundwasser zunehmend von künstlichen und oft langlebigen Substanzen beeinträchtigt wird.
Ein Problem, mit dem sich Martin Wittwer, Geschäftsleiter der ARA Lyss-Limpachtal, täglich auseinandersetzt. Dabei ginge es nicht ums Ausschwenken der Salatschüssel im Küchenbecken, beschwichtigt er. Vielmehr zeichne sich der Trend ab, den WC-Deckel zu heben und ganze Menüs das Klo hinunterzulassen. «Für viele Menschen eine saubere Sache: Es riecht nichts unangenehm im Abfall und kompostieren ist gerade in städtischen Agglomerationen ein schwieriges Thema.»
Alte Aare bei Lyss
Während Martin Wittwer über Speisereste im Abwasser spricht, steht er auf seinem Rundgang beim Feinrechen. Bis dahin lief das Wasser bereits durch den groben Rechen, der Hygieneartikel, Feuchttücher, Holzstücke oder gar Windeln auffängt, und hat den Sandfang passiert. Danach geht es ins Vorklärbecken. «Dieses können Sie sich wie eine grosse Wasserflasche vorstellen, die Sie lange stehen lassen», erklärt er, «kleinste Schmutzpartikel setzen sich am Boden ab. Was oben bleibt, ist für das blosse Auge klares Wasser.» Oder eben fast.
Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass eine Kläranlage Trinkwasser produziert. «Wir machen hier 365 Tage im Jahr aktiven Gewässerschutz», erklärt Martin Wittwer, «unser Hauptanspruch ist es, das Wasser so zu reinigen, dass es bedenkenlos wieder in den natürlichen Kreislauf kann – in unserem Fall in die alte Aare.» Trotzdem spielt die ARA eine essenzielle Rolle, wenn es um sauberes Trinkwasser geht: Flüsse und Seen speisen das Grundwasser. Sind sie verschmutzt, verschmutzt das Grundwasser, das wiederum in der Schweiz die wichtigste Quelle darstellt für unser Trinkwasser.
ARA Lyss-Limpachtal.
Die ARA in Lyss ist die letzte Station auf der Karte, bevor das gereinigte Wasser wieder in die Natur entlassen wird. Leider nicht so bedenkenlos, wie Martin Wittwer das gerne hätte: «Wir können derzeit nicht alle Schadstoffe aus dem Wasser filtern.» Gerade bei wasserlöslichen Stoffen ist es schwierig, diese aus dem Abwasser zu entfernen. «In vielen Produkten nehmen komplexe chemische Verbindungen so rasant zu, dass wir als Kläranlage stets hinterherhinken.»
Der Kanton Bern überwacht seit Monaten die Flüsse und Seen, um Schadstoffe zu analysieren – einer unter vielen fällt besonders ins Auge: Diethyltoluamid, im Volksmund auch bekannt als DEET. Enthalten in gängigen Insektenschutzmitteln, wird es auf der Haut aufgetragen und abends unter der Dusche praktisch ungefiltert in die Gewässer gespült.
Eine Messstation befindet sich bei der ARA in Lyss und Martin Wittwer berichtet über weitere, ähnlich problematische Stoffe. Zum Beispiel auch vom freigesetzten Nanoplastik, das beim Waschen synthetischer Stoffe entsteht, sowie den Arzneimittelrückständen, Industriechemikalien sowie Schwermetallen, die immer mehr ins Abwasser gelangen.
Einblick in die ARA Lyss-Limpachtal.
Unser Grundwasser bzw. zukünftiges Trinkwasser ist also ernsthaft in Gefahr. Gemäss nationaler Verordnung wurden grössere Kläranlagen bereits verpflichtet, zusätzliche Reinigungsstufen einzuführen. Sie verwenden Aktivkohle oder Ozon, um auch wasserlösliche Stoffe aus dem Abwasser zu eliminieren. Für kleinere Anlagen wie die Ara Lyss-Limpachtal ist ein solcher Ausbau erst in einer späteren Phase vorgesehen.
Martin Wittwer-Geschäftsführer der ARA Lyss-Limpachtal
Martin Wittwer zieht ein klares Fazit: «Um unser Grundwasser zu schützen, müssen wir den Prozess umkehren: Nicht nur wir suchen immer wieder händeringend nach neuen Lösungen, wie wir Schadstoffe aus dem Abwasser filtern – sondern wir alle sollten uns Gedanken darüber machen, wie diese gar nicht erst dort hineingelangen.»
«Das Trinkwasser in der Schweiz ist von ausgezeichneter Qualität und kann bedenkenlos genossen werden – das ist unter anderem dem Einsatz der ARA zu verdanken.»
Rudorf Eicher, Geschäftsführer ESAG
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