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6G - das Netz der Zukunft?

20.10.2022

Gerade erst wurde 5G als Zukunftstechnologie gepriesen, da beschäftigen sich verschiedene Forschungsgruppen bereits mit der Weiterentwicklung. 6G soll 100-mal schneller sein. Was bringt das? Ein Experte erläutert mögliche Szenarien.

6G ist eine Mobilfunktechnologie, die bis zu 100-mal schneller sein soll als 5G. Dabei zeichnet sich 5G schon durch die enorme Geschwindigkeit aus. Dank dieser gerade erst lancierten Technologie kommunizieren wir heute praktisch in Echtzeit, mühsame Verzögerungen gehören der Vergangenheit an. Datenrate wie auch die Anzahl der Geräte in einem Netzwerk steigen, während die Latenz- und Ladezeit gleichzeitig kleiner werden. Und trotzdem: es bleibt immer noch Luft nach oben. So zeigt ein Blick auf den aktuellen Forschungsstand des Mobilfunks, dass verschiedene Köpfe auf der ganzen Welt bereits an der Weiterentwicklung zu 5G arbeiten.

Frau mit Handy in der Hand

Forschungsprojekte laufen auf Hochtouren

«6G, kurz für sixth generation, ist ein Akronym für die nächste Stufe von Mobilfunk», erklärt Jürg Leuthold, ETH-Professor und Experte in Übertragungstechnik. Die Mitarbeitenden an seinem Institut für Elektromagnetische Felder forschen derzeit an der 6G-Technologie. Bereits im Jahre 2030 soll diese breit verfügbar sein. Leuthold: «Künftig werden wir mit viel höheren Frequenzen arbeiten. Statt Gigahertz- wird neu Terahertz-Strahlung zum Einsatz kommen.» So sind Antennen denkbar, die mit Frequenzen bis zu 300 Gigahertz arbeiten. Mitarbeitende von Samsung sagen sogar eine theoretische Datenrate von 1000 Gigabit pro Sekunde voraus – eben 100-mal schneller als 5G.

Selbstfahrender Verkehr und Hologramme

Damit Entwicklungen denkbar sind, die unseren Alltag umkrempeln und gewisse Bereiche sozusagen revolutionieren, soll zum Beispiel die Mobilität eine starke Weiterentwicklung erfahren. Mit 6G wird es vielleicht möglich sein, ganze Städte mit autonomen Fahrzeugen in Echtzeit zu koordinieren. Jürg Leuthold sagt: «Das Ganze ist ein Prozess und wird die üblichen Entwicklungsprobleme mit sich bringen. Sind diese aber gelöst, dürfte das autonome Fahren sicherer sein als das private.»

 Auto auf der Strasse

Auch im Bereich der Medizin ist mit bahnbrechenden Innovationen zu rechnen. So ist es denkbar, dass Ärztinnen und Ärzte bald ferngesteuerte Operationen durchführen. Weiter ist Holografie ein grosses Thema, Musikerinnen oder Künstler könnten als dreidimensionale Projektionen auf grossen Bühnen auftreten. All das sind jedoch nur erste Ideen, «allerdings haben wir anhand der aktuellen Forschungsthemen eine Idee, wohin die Reise geht», so Leuthold.

Ein Arzt

Paradigmenwechsel: Gezieltere Strahlung

Jürg Leuthold spricht von einer durchaus positiven Entwicklung, nennt es sogar einen Paradigmenwechsel, da die 6G-Strahlung weniger durchdringend, dafür gezielter sein soll. «Die Signale werden nur noch dorthin gesendet, wo diese auch wirklich benötigt werden. Konkret bedeutet das: weniger Strahlenbelastung für das Umfeld.» Der ETH-Professor veranschaulicht das Ganze anhand eines Laserstrahls: «Dieser kann über viele Kilometer hinweg einen sehr fokussierten Strahl beibehalten. Der Laser selbst ist dabei klein und kommt mit weit weniger Energie aus.»
Jürg Leuthold, ETH-Professor und Experte in Übertragungstechnig

Noch steckt die Mobilnetztechnologie 6G in der Entwicklung. Bereits jetzt ist klar: wie bei 5G werden die hohen Frequenzen nur schlecht durch Mauern dringen. So wird wahrscheinlich auch künftig das leistungsstarke Glasfasernetz eine wichtige Rolle spielen. Trotzdem könnte 6G ab 2030 in der Schweiz vorhanden sein. Und damit sind wir wohl noch nicht am Ende der technologischen Möglichkeiten angelangt. Leuthold meint abschliessend: «Da bleibt viel Raum für die Generationen nach uns.»

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