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WC ohne Wasser

15.07.2021

Jeden Tag spülen wir 40 Liter Frischwasser das Klo runter. Und mit dem Wasser wertvolle Nährstoffe aus unseren Ausscheidungen. In der Schweiz experimentieren bereits einige mit neuen Lösungen.

Ende des 19. Jahrhunderts begann der Siegeszug des WC (Water Closet). Die Toilette mit Wasserspülung hat sich seither als Standard durchgesetzt. Heute verbrauchen wir täglich 40 Liter Frischwasser pro Person für die Toilettenspülung. Das ist fast ein Drittel unseres Wasserverbrauchs. Doch die Toilettenspülung verbraucht nicht nur viel Wasser, sie vernichtet auch wertvolle Nährstoffe, die in unseren Ausscheidungen enthalten sind.

Revolution des stillen Örtchens. WC ohne Wasser.

«Die Schweiz braucht eine Nährstoffwende», sagt Jojo Linder. Er ist Co-Gründer der Kompotoi AG, die mit Komposttoiletten für einen umweltschonenderen Stuhlgang kämpft. Anstatt Phosphor und Stickstoff für Düngemittel in der Landwirtschaft aus dem Ausland zu importieren, will die Kompotoi AG diese Ressourcen aus unseren Ausscheidungen gewinnen. «Wir versuchen den Kreislauf zu schliessen», sagt Linder.

Das Kompotoi funktioniert wie ein Plumpsklo. Statt zu Spülen, wirft man Einstreu auf die Hinterlassenschaft. Das Gemisch aus Holzspänen und Pflanzenkohle neutralisiert den Geruch und erleichtert den Anblick. Ausserdem hilft es bei der Kompostierung und bindet Kohlenstoff aus der Luft. Das Material aus dem Kompotoi wird in einer Kompostierungsanlage oder auf dem heimischen Kompost zu wertvollem Humus verarbeitet. «Wir machen aus dem ‹Human Output› einen Bodenverbesserer », sagt Linder.

Jojo Linder macht aus «Human Output» Humuserde.

Jojo Linder macht aus «Human Output» Humuserde.

Um die Wiederverwertung der Fäkalien zu optimieren, arbeiten Linder und sein Team mit der Eawag zusammen. Das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs ist weltweit führend in der Entwicklung nachhaltiger und dezentraler Abwasserbehandlung. Es geht um die Energiegewinnung aus Fäkalien, die Aufbereitung von Grauwasser oder das Recycling von Nährstoffen aus Urin. Vor allem unser Urin hat grosses Potenzial.

Die Eawag hat eine Technologie entwickelt, die aus Urin Aurin macht – ein Pflanzendünger, der von der Schweiz für den Einsatz in der Landwirtschaft bewilligt wurde. Um diesem Dünger zum Durchbruch zu verhelfen, forscht sie an sogenannten Trenn- oder NoMix-Toiletten. Diese separieren noch in der WC-Schüssel Urin und Fäzes. «Urinseparierung kann kleinräumig eingeführt werden und ist sofort wirksam», sagt Tove Larsen, Abteilung Siedlungswasserwirtschaft der Eawag. Eine Kanalisation dagegen beschleunige den Transport von Nährstoffen in die Gewässer. «Meistens dauert es Jahrzehnte, bis wirksame Kläranlagen mit Nährstoffelimination gebaut werden, falls überhaupt», so Larsen.

Tove Larsen forscht zur NoMix-Toilette.

Tove Larsen forscht zur NoMix-Toilette.

Das Problem: Bisher getestete Trenntoiletten waren in der Praxis nicht sehr gut. Nun haben österreichische Designer in Zusammenarbeit mit der Firma Laufen und der ETH Zürich die Geometrie der NoMixToilette optimiert. «Wir haben lange darauf gewartet, dass eine gut funktionierende NoMixToilette auf den Markt kommt, denn nur so hat diese Innovation in der Praxis eine Chance», sagt Tove Larsen.

Bis die Toiletten-Revolution in viele Schweizer Haushalte einzieht, dürfte es noch etwas dauern. Die Trockentoiletten von Kompotoi finden sich aber heute schon in ein paar Wohnungen, Gartenhäusern oder Alphütten und auf Festivals sowie im öffentlichen Raum. Die Stadt Zürich hat die Kompotoi erfolgreich getestet. In diesem Jahr werden 21 weitere aufgestellt. «Die Komposttoiletten sind umweltfreundlich und vor allem in den Sommermonaten eine gute Lösung für die Stadt», sagt Stadtrat Andreas Hauri, Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements. «Es freut mich, dass sie
von der Bevölkerung so gut angenommen werden.»

«Bald werden wir uns nicht mehr leisten können, wertvolle Ressourcen mit Frischwasser wegzuspülen.»

Jojo Linder glaubt fest daran, dass die Toilette mit Wasserspülung ein Auslaufmodell ist. «Bald werden wir uns nicht mehr leisten können, wertvolle Ressourcen mit Frischwasser wegzuspülen», sagt er. Welches System sich stattdessen durchsetzt, wisse er nicht. «Die Toilette der Zukunft wird gerade erst entwickelt!»

Kompotoi

 
 
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