03.07.2020
Das Berufs- und Weiterbildungszentrum Lyss BWZ musste die Digita-lisierung nicht nur für sich selbst in Angriff nehmen, es vermittelt di-gitale Kompetenzen auch an Lernende und KMU.
Bilder: Simone Wälti
Bernhard Beutler eröffnet das Interview mit einer Ansage: «Wenn einfach der Notizblock durch das Laptop ersetzt wird, ist das keine Digitalisierung.» Der Rektor es Berufs- und Weiterbildungszentrums Lyss (BWZ) ist als Gesprächspartner wohl gleichermassen engagiert wie als Schulleiter. «Digitalisierung aus Sicht der Schule ist zuerst eine Kompetenz. Lernende am BWZ Lyss sollen nach dem Abschluss nicht nur den zusätzlichen Vorteil der Zweisprachigkeit vorweisen, sondern auch Methoden zum Umgang mit digitalen Herausforderungen.»
Das Schlagwort der Digitalisierung begleitet einen im Alltag. Erst recht seit dem Ausbruch von Covid-19, der das halbe Land ins Homeoffice verbannte. Trotzdem bleibt Digitalisierung oft nicht mehr als ein abstraktes Schlagwort. Ganz anders am BWZ. Beutler muss nicht nur die angehenden Berufsfachleute fit machen für Ansprüche im digitalen Zeitalter, er musste zuerst den eigenen Betrieb digitalisieren. Hier unterscheidet sich das BWZ kaum von einem gewerblichen KMU. «Wir haben relativ viel Aufwand in die Festlegung der Strategie gesteckt», erklärt Beutler. «Zuerst mussten wir festlegen, was wir mit der Digitalisierung überhaupt erreichen wollen. Und danach war es entscheidend, die Lehrenden am BWZ individuell weiterzubilden.»
Bernhard Beutler, Rektor des BWZ Lyss.
Das Überraschende am Gespräch mit dem Schulleiter ist, dass technische Aspekte nur eine Nebenrolle spielen. Eine leistungsstarke Datenübertragung via Glasfaser und einheitliche Standards für Hard- und Software sind Grundbedingungen, die auch während des Lockdowns für eine technisch reibungslose Zusammenarbeit sorgen.
Die grössere Herausforderung ist der Wandel des Selbstverständnisses. «Der Lehrer weiss alles?», fragt Beutler rhetorisch, «das war einmal.» Lehrpersonen – auch er selbst – müssten damit umgehen können, dass Lernende manchmal besser Bescheid wüssten über ein Computerprogramm. Um den Lehrpersonen in solchen Situationen die nötige (Selbst-)Sicherheit zu geben, habe es als Vorleistung viel Weiterbildung in Sachen Computer gebraucht – wenn auch nicht mit dem Ziel, immer alles besser zu wissen.
«In der Digitalisierung müssen wir unseren Lernenden vor allem beibringen, wie sie sich später im Beruf ein neues Programm beibringen können. Was heute aktuell ist, ist in fünf Jahren sowieso ein alter Hut», sagt Beutler. Für die Lehrpersonen bedeute die Digitalisierung deshalb auch ein neuer Umgang mit ihrer Rolle. «Wir müssen mehr Kontrolle und Verantwortung abgeben. Wir sind zwar in der Führungsposition und setzen die Leitplanken, aber wir coachen ein Team, in dem sich alle einbringen.»
Weil das BWZ die Digitalisierung nicht nur vermittelt, sondern auch selbst lebt, musste die Berufsschule für sich viel Grundlagenarbeit leisten. Einen Teil der gemachten Erfahrungen möchte man im Rahmen der «Unternehmerwerkstatt» weitergeben. Diese Veranstaltungsreihe richtet sich an Betriebe in der Region und ermöglicht einen unkomplizierten Austausch unter Firmeninhabern und verantwortlichem Kader.
«Ich habe einige Male beobachtet, dass Unternehmen die Digitalisierung für eine Abteilung anstossen und der Prozess danach stecken bleibt. Oder dass sie Infrastruktur hinstellen, aber kein Geld für die Ausbildung budgetieren», sagt der studierte Ökonom Beutler. Das sei am Ende so, wie wenn man ein neues Haus baue, im Winter aber nicht die Heizung einschalten könne. «Wie gesagt: Digitalisierung braucht zuerst die Kompetenz und erst dann den Laptop.»
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